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Ich bitte um Ihre sachliche Freigabe

 

Seit einiger Zeit schule ich gemeinsam mit einem Sportredakteur junge Vereinsmitglieder in der Pressearbeit. Die jungen Ehrenamtlichen sollen lernen, die Rolle des Medienverantwortlichen für den Verein zu übernehmen und intern wie extern zu kommunizieren, Print und Online. Gerade bereite ich die nächste Sitzung vor, in der es neben Medienrecht um Workflows gehen soll. Also um Planung und Zusammenarbeit.

Ein Punkt sind Freigaben. Deutschland tickt da anders als andere Länder. In den USA ist es absolut unüblich, einen Text vom Gesprächspartner freigeben zu lassen. In Deutschland ist die Freigabepraxis verbreiteter. Allerdings ist es Good Will des Journalisten, etwas vorzulegen. Müssen muss er das keineswegs. Jedoch fordern immer mehr Politiker und Unternehmens-Kommunikationsleute dies ein. Die taz hatte vor Jahren mal einen Titel, der vor knallschwarzen Durchstreichungen nur so strotzte. Damit hatte sie inhaltsentstellende, weichgespülte Korrekturwünsche von Gesprächspartnern kritisiert.

Im Corporate Publishing verhält sich das etwas anders. Denn das ist kein obektiver, der Wahrheit verpflichteter Journalismus, sondern journalistische Unternehmenskommunikation. Da kann man als Lohnschreiber leicht zwischen die Räder der Unternehmenspolitik geraten – die man als Externer eh nie durchschaut.

Man ist also gut beraten, Fakten und O-Töne vom Gesprächspartner freigeben zu lassen. Meist klappt das gut, wenn man die Formulierung „ich bitte um Ihre sachliche Freigabe“ benutzt. Neulich hatte ich aber wieder so einen Fall, wo der Gesprächspartner den kompletten Texteinstieg umgeschrieben hat. Präziser wurde er dadurch nicht, auch wurden die Fakten gar nicht angetastet. Einfach ein Fall von „och, das finde ich jetzt nicht so schön, das formuliere ich flugs um“.

Man ist immer verunsichert, wie man damit umgehen soll. Es hängt von der jeweiligen Abteilung bzgw. dem Referat ab, welches Standing man da hat. Und natürlich von der Redaktion, für die man arbeitet. Im Zweifel stehen denen vielleicht die Kollegen näher als die Lohnschreiberin. Weiß man nicht.

Um so dankbarer bin ich dem Blogpost von Rebecca Sommer, Journalistin und Sozialarbeiterin und auch im Sozialen Bereich/ Corporate Publishing unterwegs. Sie hat ein paar sehr hilfreiche Tipps (basierend auf treffender Beobachtung) zusammengetragen, wie mit Autorisierungen umgegangen werden kann. Ergänzt um: Liebe Autorisierende, bitte nutzt die Kommentarfunktion!

Aber das ist vielleicht ein anderes Thema.